Wettbewerb
2013 (nicht realisiert)
Daten
BRI 25.140 m3, NF 5.000 m2
Auslober
Bezirk Oberbayern
Das Freilichtmuseum Glentleiten bei Murnau in Oberbayern ist eines der größten Freilichtmuseen in Deutschland. Es dokumentiert auf einer Fläche von 30 ha das Bauen, Wohnen und Wirtschaften im ländlichem Voralpenraum mit über 60 translozierten Gebäuden aus fünf Jahrhunderten.
Dem Besucher wird die regionale Geschichte, die Tradition und der historische Wandel der Gesellschaft von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart vermittelt.
Der neue Museumseingang liegt am höchsten Punkt und eröffnet den Blick auf das Museumsgelände und gleichzeitig die Fernsicht auf die Voralpenlandschaft. Museumspädagogisch ideal: Die Bedeutung der Landschaft und die Wechselwirkung von Vorgefundenem und kultureller Aneignung werden hier wie selten sichtbar.
Umstülpung
Das Eingangsgebäude selbst ist kein gewöhnliches Haus: eher ein Verbinder von Außenräumen – von öffentlichem Raum und Freilichtmuseum. Es leitet den Besucher auf kürzestem Weg über die Besucherinfo und die Kasse auf das Außengelände.
Wir entwickelten daraus die Form eines umgestülpten Hauses, das seine inneren Bestandteile nach außen wendet. Die weiteren ganz unterschiedlichen Funktionen des Eingangsgebäudes (Museumsladen, Sonderausstellungen,
Gaststätte, Brauerei, sanitäre Einrichtungen, Magazin, Restaurierung) sind durch die Umstülpung nach außen auch als Form ablesbar.
Landschaft sichtbar machen
Der Geländeverlauf wird im Gebäude abgebildet. Die Anordnung von mehreren horizontalen Ebenen und Wegerampen bildet einen unmittelbaren Übergang von Innen und Außen und macht den Außenraum auch innen erlebbar. Das Anheben der geschlossenen Gebäudehülle gibt mit dem umlaufend durchgehenden Fassadenband den Blick auf die Landschaft frei.
Ausstellungsraum
Die besonderen Anforderungen an das Klima im Ausstellungsraum sind mit einem Raum im Raum berücksichtigt. Während der Zugang als Panoramaweg um den Ausstellungsraum herumführt, hat der Raum selbst nur zwei Zugänge und wird umgeben von 50 cm dicken Wänden aus Kalksandstein, die stark feuchte-
ausgleichend sind. Die Stahlbetondecke, die bodennahe Lage und das große
Raumvolumen (Raumhöhe im Erdgeschoss sechs Meter im Lichten) ergänzen die Maßnahmen, um ohne umfangreiche Anlagentechnik auch bei hohen Besucherzahlen konstante Raumfeuchten und Raumtemperaturen zu halten.
Gestaltmerkmale
Außen und Innen sind von einer großzügigen Schlichtheit, die nicht durch aufwendige Details von den Exponaten des Freilichtmuseums ablenkt.
Das im unteren Bereich über alle Seiten durchlaufende Fassadenband ist gerade so hoch, dass es den Blick vom Boden in die Landschaft und auf die darin liegenden Exponate lenkt. Oberhalb einer Höhe von 2,20 m ist die Fassade geschlossen. Dadurch entsteht ein auf das wesentliche konzentrierter Raumquerschnitt als durchgängiges Prinzip in allen Bereichen.
Die Wände und die Dachflächen bestehen aus einer Holzrahmenkonstruktion, die durch die geknickten Dachflächen als räumliches Tragwerk wirken. Die zunächst einfache Erscheinung ist bei eingehender Betrachtung ein modernes, komplexes und hoch leistungsfähiges Tragwerk. Erst durch die Erforschung der Finite-Elemente-Methode aus dem Flugzeugbau kamen diese Tragwerke in der Architektur zur Anwendung. Gerade dem Holzbau ermöglicht dies neue Möglichkeiten.